Was bleibt

Gesehenes, partiell Erfasstes, manchmal flüchtig Wahrgenommenes bleibt unbedeutend, wenn es nicht in irgendeiner Weise Aufmerksamkeit erweckt.

So ging es mir mit Kunstkalendern, die ich geschenkt bekam.

Was soll damit geschehen? lagern, vergessen, ab und zu einmal durchblättern, nein, das ist nicht mein künstlerisches Vorgehen. Irgendwann kam mir die Idee, die Kalenderblätter als Collageelemente zu benutzen oder sie zu übermalen.

In der ersten Serie werden 12 Blätter mit Acrylfarben so stark bearbeitet, dass jeweils ein neues ungegenständliches Bild entstand.

Die zweite Serie von ebenfalls 12 Kalenderblättern entwickelte sich in einem mehrschichtigen Veränderungsprozess mit Collageelementen und anschließenden Übermalungen, ebenfalls mit Acrylfarben. Diese Mehrschichtigkeit erlaubte mir einen intensiven Blick auf das Ursprüngliche, dass ich entweder spannend, uninteressant, aussagestark, farblich reizvoll oder unspektakulär fand. Was bleibt und was muss unbedingt verändert werden? Der Malprozess war spontan ungeplant, dann wieder zielgerichtet und geplant.

Die dritte Serie, ursprünglich ein Landschaftskalender, entwickelte ich in der gleichen Manier wie die zweite. Um den Blättern das Landschaftsformat, das Querformat, zu nehmen, entschied ich mich erst nach Fertigstellung zum Hochformat, das eine stärkere Dynamik erlaubte.

Was bleibt ist für mich eine zentrale Frage des Lebens. Was bleibt von meinen Erlebnissen, Erinnerungen, Wahrnehmungen, von meinen Planungen? Manchmal sehr wenig, in anderen Fällen mehr, aber immer werden die Ausgangssituationen durch einen neuen Blick darauf verändert, neu bewertet, verblassen oder zeigen sich in völlig anderem Licht.

Übermalungen sind ein spannendes Mittel, um dieser Fragestellung nachzugehen und Erstaunliches eröffnet sich.